Das kürzlich vorgestellte Dossier Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer in Deutschland, verfasst von Netzwerkmitglied Markus Theunert im Auftrag des BMFSFJ, enthält im Bereich „Lebenslagen“ – neben einer Bestandsaufnahme in den Bereichen Bildung und Berufswahl, Arbeitsmarkt und Beschäftigung, Arbeitsteilung und Familienmodelle, Freiwilliges Engagement und Teilhabe, Kriminalität und Gewaltbetroffenheit – als Kapitel 3.4 „Gesundheit und Zufriedenheit“ (S. 54 – 73) auch einige Hinweise auf die Gesundheit von Jungen und Männern.
Traditionelle Männlichkeitsvorstellungen sind ein Gesundheitsrisiko. Diesen geschlechtsspezifischen Risiken muss auch geschlechtsspezifisch begegnet werden. (S. 54)
Dargestellt und reflektiert werden Geschlechterunterscheide bei Krankheiten, Todesursachen und Gesundheitskosten, meist auch geschnitten mit dem Sozialstatus.
Gesundheitsrisiken treffen bildungsferne Männer überdurchschnittlich. Aber auch die Risiken von gut integrierten Männern im Erwerbsalter werden leicht übersehen. (S. 54)
Neben Daten zu sportlicher Aktivität und Obstkonsum werden eingehend auch Belastungen und Unfallrisiken duch Erwerbsarbeit thematisiert. Eigene Abschnitte widmen sich der Jungengesundheit und der Gesundheit älterer Männer.
Der Übergang in den Ruhestand ist gerade für erwerbsorientierte Männer eine besondere Herausforderung. Viele meistern sie und finden in freiwilligem Engagement oder der Betreuung ihrer Enkelkinder neuen Sinn. (S. 54)
Die dem Gesundheitskapitel zugeordneten Praxisprojekte „meinTestgelände“ und „SKM-Männerberatung“ entfalten wohl auch Gesundheitsaspekte – dass hier aber keine Gesundheitsprojekte zu finden sind, zeigt aber auch den Umstand, dass Horizonte und Maßnahmen der Bundesregierung eine explizite Jungen- und Männergesundheitsförderung noch nicht substanziell integrieren. Dass Gewaltbetroffenheit und Gewaltschutz für Jungen und Männer einen Schwerpunkt darstellt ist dagegen sehr zu begrüßen.
Männerspezifische Ansätze in Prävention und Gesundheitsversorgung sind ebenso Mangelware wie männerspezifische Unterstützungs- und Beratungsangebote für eine Vielzahl von Lebensfragen und -krisen. (S. 7)
Insgesamt gibt das Dossier einen guten Überblick und Einstieg in die Materie. Im Gesundheitskontext gefällt es gut, dass intersektionale Zusammenhänge und soziale Ungleichheit betont werden, und dass Männergesundheit und Selbstsorge stets zusammengedacht werden.
Sämtliche Gesundheitsfachpersonen sollten besser darauf vorbereitet werden, Männergesundheit und männliche Selbstsorge zu fördern. (S. 97)
Im Bereich der Leitziele, Umsetzungsziele und Maßnahmen sind für die Jungen- und Männergesundheit künftig insbesondere zwei Bereiche interessant:
Umsetzungsziel 3.2: Gesundheitsfachpersonen und organisationen messen der Förderung von Männergesundheit und männlicher Selbstsorge in Forschung, Ausbildung und Praxis eine höhere Bedeutung zu. (zum Leitziel Nachhaltigkeit, S. 102)

Maßnahme 1.3 D: Stärkung intersektionaler Ansätze im Bereich der Gesundheitsstatistik, um bei der Analyse von relevanten Gesundheitsdeterminanten für Männer (soziales Milieu, Bildung, etc.) mehr in die Tiefe gehen zu können; dabei auch sexuellen Missbrauch bei Jungen erkennen und diesem vorbeugen (UBSKM). (zum Leitziel Vielfalt, S. 100)
